Liebesromane können kitschig sein, romantisch und bewegend oder traurig. Sie sind Futter für diejenigen, die den großen Herzschmerz in Geschichten brauchen oder das unendliche Glück zweier Menschen zwischen den Seiten suchen. Manche Liebesgeschichten sind aber wie vom echten Leben geschrieben. Sie könnten genau so passiert sein. Eine davon ist „Du und ich all die Jahre“ von Amy Silver.

Silvester ist für Nicole und ihren besten Freund Julian eine feste Tradition. Immer, wenn ein Jahr zu Ende geht, teilen sie gemeinsam ihre Erlebnisse, Wünsche und Vorsätze des alten und des neuen Jahres und feiern sich und ihre Freundschaft.

Die rührende Geschichte von Nicole beginnt an einem Weihnachtsmorgen im Jahr 2011. Nicole und ihr Ehemann Dom wollen eine Reise zum Jahresabschluss nach New York starten. Doch vorher gibt es für die beiden und ihre Beziehung noch einiges zu klären. In einer Rückblende lernen wir Nicole im Alter von 13 Jahren kennen, als sie auf einer schicksalhaften Silvesterparty Julian trifft, ein Mitschüler, für den Nicole schwärmt. Erst wirkt es wie die erste große Liebe, doch Julian entpuppt sich als homosexuell, was den Weg für eine wunderbare Freundschaft zwischen den beiden ebnet. Jedes Jahr zu Silvester ziehen die beiden Bilanz.

Schon bald trifft Nicole wirklich ihre erste große Liebe, Aidan. Eine wechselvolle Beziehungsgeschichte beginnt, in der Nicole immer wieder Rückschläge und Enttäuschungen einstecken muss. Schließlich bricht er ihr das Herz. Nach einem schweren Schicksalsschlag heiratet Nicole überstürzt einen anderen. Bald taucht Nicoles früherer Traummann, Aidan, wieder auf. Die verwirrende Beziehungskiste beginnt erneut. Ihre Ehe kriselt und beruflich geht es bergab. Doch jetzt kann Julian ihr nicht mehr beistehen.

„Du und ich all die Jahre“ ergreift einen sofort. Es gibt einfach zu viele Parallelen zum realen Leben. Nicole erlebt Fehlschläge, Enttäuschungen und Betrug, trifft die falschen Entscheidungen, ist manchmal einsam und weiß oft nicht, in welche Richtung ihr Leben eigentlich gehen soll. Dagegen stehen jedoch konstant die Erfahrungen aus Liebe und Freundschaft. Die Protagonistin entwickelt sich im Verlaufe des Romans, wächst an ihren Erlebnissen und macht das Beste daraus. An Nicoles Erfahrungen wächst man auch als Leser selbst ein bisschen mit und kann aus der Geschichte etwas für das eigene Leben mitnehmen. Aus jeder Phase der Einsamkeit und des Unglücks geht Nicole gestärkt hervor und kann am Ende das ganz große Glück finden.

Amy Silver schreibt einfühlsam, aber auch amüsant und bringt tiefe Emotionen im Leser hervor. Das Buch ist bewegend, tieftraurig, zeigt einem aber auch das wahre Glück im Leben. Das muss nicht immer der perfekte Partner oder die richtige Entscheidung sein. Manchmal entpuppen sich genau die Irrwege und schlechten Beziehungen als eine Breite Straße in die richtige Richtung. Man hat es nur anfangs nicht bemerkt.

Nach ihrem romantischen Debüt „All I want for Christmas“ ist „Du und ich all die Jahre“ der zweite Roman von Amy Silver.